Wie Château Pétrus in England zum Krönungswein wurde
Als Bernard Arnault 1998 das Château Cheval Blanc aufkaufte,
war seine Familie nicht neu im Weingeschäft. Schon Mitte des 18ten Jahrhunderts
war sie Eigentümer eines kleinen Weinguts in der Region von Bordeaux, dem
Château Pétrus oder, wie man es eine Zeitlang nannte, Petrus-Arnault.
Seine ersten Sporen verdiente sich der Wein aus Château Pétrus auf der
Pariser Weltausstellung 1878: er gewann eine Goldmedaille. Heutzutage wäre ein
"Weinbauer" zwar stolz auf eine solche Medaille, aber sie hätte
keinen großen Einfluss auf den Marktwert seines Weines. Für einen Bordeaux-Wein
ist es wichtiger, Gnade vor den Augen - oder den Geschmacksnerven - der großen
Kritiker wie Robert Parker zu finden.
Doch zu Zeiten der Pariser Weltausstellung konnte eine Goldmedaille das
Schicksal eines Weinguts und seiner Eigentümer in andere Bahnen leiten. Diese
Auszeichnung genügte, um aus einem Wein mittlere Preisklasse einen Spitzenwein -
mit Spitzenpreisen - zu machen.
Dennoch wurde die Familie Arnaut nicht reich mit ihrem Château Petrus. Dies
lag nicht etwa am Marktpreis ihres Weines, sondern an der kleinen Anbaufläche,
die ihr zur Verfügung stand. So kam es, dass die Familie einen Fehler beging.
Anstatt das Gut allein zu halten, gründete sie Anfang des 20sten Jahrhunderts La Société Civile du Château Pétrus, die Gesellschaft Château Pétrus,
und ging an die Börse...
… Eine Gelegenheit, die Frau Edmond Loubat bald wahrnahm. Frau Loubat war
eine reiche Witwe aus Libourne, einer kleinen Stadt in der Nachbarschaft von
Pomerol, einem wichtigen Anbaugebiet von Bordeaux-Weinen. Erst kaufte sie einige
Aktien auf, dann immer mehr, und 1949 war sie schließlich die Eigentümerin von
Château Pétrus.
Doch schon 1945 - im Jahre der großen Bordeaux-Weine und dem berühmten Château Mouton-Rothschild, dessen Flaschenetiketten dem Kriegsende gewidmet sind -
sollte die Familie Arnault den Verlust ihres Weinguts bereuen. Mit diesem
Jahrgang begann das was man später das "Zeitalter des Pétrus" nennen
sollte. 1947 stand er dann auf der Hochzeitstafel der zukünftigen Königin
Elisabeth II. Und das englische Königshaus sollte ihn auch später nicht
vergessen: 1953 ernannte Elisabeth ihn zu ihrem Krönungswein.
Copyright: Sandra Winters
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