Dienstag, 8. Januar 2013

Cheval Blanc 1981 und Robert Parker, Weinkritiker

Wie Robert Parker seine Meinung änderte: Besuch im Château Cheval Blanc

Wie alle Kreise, wo es interessante Leute und edle Produkte gibt, ist auch die Welt des Weines nicht von Gerüchten verschont. Keiner weiß, ob sie wahr sind, jeder glaubt im Geheimen zumindest ein wenig daran, und viele haben Spaß daran, sie weiterzuverbreiten.

Jeder weiß, dass Château Cheval Blanc zu den Spitzenweinen aus Bordeaux gehört. Wer würde es wagen, an seiner Qualität zu zweifeln? Selbst in einem schlechten Jahrgang bleibt Cheval Blanc stets ein edler, profunder und ein bisschen exotischer Wein.

Doch ein bekannter Weinkritiker, Robert Parker, wagte es eines Tages. In "Weinkreisen" ist Robert Parker sowas wie ein Fels, auf dem die Qualitätsweine ihren Ruf bauen. Er ist der bekannteste Weinkritiker Amerikas, und sein Wort hat internationale Bedeutung. In Amerika - und in vielen europäischen Ländern - kauft kein Sammler nur eine Flasche, wenn Robert Parker dagegen ist.

Seine Spezialität: Bordeaux-Weine. Die Meinung von Robert Parker ist ausschlaggebend für den Ruf und den Preis eines Jahrgangs im Weinland Bordeaux.

So ist es klar, dass auch Bernard Arnault und Albert Frère, die Besitzer des Château Cheval Blanc, jedes Jahr von neuem mit Spannung auf das Urteil von Robert Parker warten. Ist es positiv, so wird ihr Wein teuer gehandelt - ist es schlecht, riskiert er, in den Regalen der Supermärkte zu enden.

Und 1981 geschah es dann: Nach der offiziellen Kostprobe war Robert Parker nicht glücklich - und stufte den Wein aus Cheval Blanc herab. Eine Katastrophe für die Besitzer des Weinguts.

Eine Katastrophe auch für ihren Verwalter, Jacques Hebrard. Das Gerücht sagt, er wäre sehr ärgerlich gewesen, und hätte insistiert, dass Robert Parker seinen Test im Château wiederholt. Er war sicher, der bekannte Kritiker hätte sich geirrt.

Robert Parker folgte der Einladung, vertrauensvoll, vielleicht bereit, seine Kritik noch mal zu überdenken. Aber zunächst einmal hatte er keine Zeit, ein Glas Cheval Blanc zu kosten. Denn als er im Hof des Gutes aus dem Auto stieg, stürzte sich ein Hund auf ihn. Jacques Hebrard, so sagt man, anstatt dem Gast zu helfen, stand müßig daneben - vielleicht grinste er - und reichte dem Kritiker eine Kopie des verheerendes Artikels.

Angeblich hätte Robert Parker später behauptet, er hätte geblutet, und Jacques Hebrard hätte ihm seine Hilfe verweigert. Der Verwalter sagt dagegen, das Ganze wäre Blödsinn, der Kritiker wäre nicht verletzt worden.

Was wirklich geschah, wissen nur Parker und Hebrard - und sein Hund. Tatsache ist, dass der Amerikaner den Wein erneut kostete, ihn vollkommen anders fand als das erste mal und ihm eine sehr gute Wertung gab...
Copyright: Sandra Winters

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen