Château Ausone, ein "poetischer" Wein, und der Dichter Ausone, ein Weinliebhaber aus Bordeaux
Château Ausone, ein "poetischer" Wein, und der Dichter Ausone, ein Weinliebhaber aus Bordeaux
Dabei ist nicht von den aktuellen Eigentümern die Rede,
die - der Erfolg beweißt es - durchaus wissen, wie man einen guten Wein macht.
Man spricht von Herrn Ausone, dem Mann, nach dem der Wein benannt wurde.
Decimius Magnus Ausonius lebte im 4. Jahrhundert und war
ein Dichter. Es heißt, er wäre genauso sensibel gewesen wie sein berühmter
Wein. Er lebte von seiner Arbeit als Lehrer der Rhetorik in Bordeaux - was in
römischen Zeiten wohl genauso wichtig war wie heutzutage - und er hatte sogar
einige "wichtige" Schüler, wie den zukünftigen Kaiser Gratian, Sohn
des Kaisers Valentin I, der übrigens so dankbar war, dass er Ausone zum Konsul
machte.
Doch was den
Gutsherrn von Château Ausone wirklich interessierte, das war die Poesie. Dabei
schrieb er über durchaus weltliche Themen, zum Beispiel über die Schönheit der
Mosel - was uns zeigt, dass er ein weitgereister Mann war - oder ganz einfach
über das tägliche Leben in Bordeaux. Er schrieb auch Verse über seine Freunde,
seine Familie, seine Schüler... und er liebte den Wein.
Denn gleich nach
der Poesie (oder mehr oder weniger gleichzeitig) kam für ihn der Wein. Er war
vermutlich nicht sehr zufrieden, als er, Mitte des 4. Jahrhunderts, seine
Ländereien verlassen musste, um mit seinem ehemaligen Schüler, dem Kaiser
Gratian, in den Krieg zu ziehen. Doch Gratian hatte Pech, er wurde ermordet, in
Lyon, weit weg von Ausones Heimat Bordeaux - denn damals waren rund tausend
Kilometer noch eine enorme Strecke.
Doch Ausone, der
Dichter, war nicht an politischen Ränkespielen interessiert. Er nahm weder die
Seite der Mörder ein, die es auf Gratians Macht abgesehen hatten, noch die
Position seiner Freunde. Er kehrte ganz einfach nach Château Ausone zurück, wo
er bis ins hohe Alter Gedichte schrieb und guten Wein machte.
Auch wenn es die
Familie Ausone nicht mehr gibt, der gute Wein ist geblieben. Zum Beispiel der
Château Ausone 1983, ein Wein, der - wie man sagt - genauso
"poetisch" wäre wie der Ahnherr des Schlosses. Château Ausone 1983
ist ein Wein, der heute, 30 Jahre später, genau die richtige Reife erlangt hat.
Er ist vielleicht nicht so außergewöhnlich wie der Spitzenjahrgang Château
Ausone 1982, aber er ist, so sagen die Weinkritiker, ausgezeichnet.
Château Ausone
1983 ist ein Wein von einem glänzenden Dunkelrot. Sein Aroma bietet alles, was
man von einem reifen - einem "erwachsenen" - Wein erwartet. Sein
Geschmack bleibt lange im Mund zurück und erinnert an reife Früchte und
exotische Gewürze.
Copyright: Sandra Winters
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