Freitag, 8. Februar 2013

Château Ausone 1983 und der Dichter Ausone von Bordeaux

Château Ausone, ein "poetischer" Wein, und der Dichter Ausone, ein Weinliebhaber aus Bordeaux


Es gibt Leute, die sagen, ein Wein würde seinem Produzenten ähneln. Und es gibt Leute, die sagen, dass dies bei Château Ausone zutrifft.

Dabei ist nicht von den aktuellen Eigentümern die Rede, die - der Erfolg beweißt es - durchaus wissen, wie man einen guten Wein macht. Man spricht von Herrn Ausone, dem Mann, nach dem der Wein benannt wurde.

Decimius Magnus Ausonius lebte im 4. Jahrhundert und war ein Dichter. Es heißt, er wäre genauso sensibel gewesen wie sein berühmter Wein. Er lebte von seiner Arbeit als Lehrer der Rhetorik in Bordeaux - was in römischen Zeiten wohl genauso wichtig war wie heutzutage - und er hatte sogar einige "wichtige" Schüler, wie den zukünftigen Kaiser Gratian, Sohn des Kaisers Valentin I, der übrigens so dankbar war, dass er Ausone zum Konsul machte.

Doch was den Gutsherrn von Château Ausone wirklich interessierte, das war die Poesie. Dabei schrieb er über durchaus weltliche Themen, zum Beispiel über die Schönheit der Mosel - was uns zeigt, dass er ein weitgereister Mann war - oder ganz einfach über das tägliche Leben in Bordeaux. Er schrieb auch Verse über seine Freunde, seine Familie, seine Schüler... und er liebte den Wein.

Denn gleich nach der Poesie (oder mehr oder weniger gleichzeitig) kam für ihn der Wein. Er war vermutlich nicht sehr zufrieden, als er, Mitte des 4. Jahrhunderts, seine Ländereien verlassen musste, um mit seinem ehemaligen Schüler, dem Kaiser Gratian, in den Krieg zu ziehen. Doch Gratian hatte Pech, er wurde ermordet, in Lyon, weit weg von Ausones Heimat Bordeaux - denn damals waren rund tausend Kilometer noch eine enorme Strecke.

Doch Ausone, der Dichter, war nicht an politischen Ränkespielen interessiert. Er nahm weder die Seite der Mörder ein, die es auf Gratians Macht abgesehen hatten, noch die Position seiner Freunde. Er kehrte ganz einfach nach Château Ausone zurück, wo er bis ins hohe Alter Gedichte schrieb und guten Wein machte.

Auch wenn es die Familie Ausone nicht mehr gibt, der gute Wein ist geblieben. Zum Beispiel der Château Ausone 1983, ein Wein, der - wie man sagt - genauso "poetisch" wäre wie der Ahnherr des Schlosses. Château Ausone 1983 ist ein Wein, der heute, 30 Jahre später, genau die richtige Reife erlangt hat. Er ist vielleicht nicht so außergewöhnlich wie der Spitzenjahrgang Château Ausone 1982, aber er ist, so sagen die Weinkritiker, ausgezeichnet.

Château Ausone 1983 ist ein Wein von einem glänzenden Dunkelrot. Sein Aroma bietet alles, was man von einem reifen - einem "erwachsenen" - Wein erwartet. Sein Geschmack bleibt lange im Mund zurück und erinnert an reife Früchte und exotische Gewürze. 
Copyright: Sandra Winters

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