Mittwoch, 16. Oktober 2013

Sortenreiner Wein im Languedoc: Syrah, Merlot und Cabernet-Sauvignon

Sortenreiner Merlot, Syrah oder Cabernet-Sauvignon im Languedoc: eine Philosophie der Natur

Einem Neuling in Sachen Wein brennt oft eine Frage auf den Lippen, die er vielleicht nicht zu stellen wagt - aus Angst, als Neuling erkannt zu werden. Er lernt, dass die Burgunder-Weine - im Gegensatz, zum Beispiel, zu den ebenso hervorragenden Bordeaux - aus einer einzigen und immer derselben Rebsorte hergestellt werden. Das heißt, sie sind "sortenrein" oder, für die Franzosen, mono-cépage.

Bis dahin ist nichts Besonderes an der Aussage. Wenn man dann aber daran denkt, dass all die unterschiedlichen Burgunder-Weine auf der gleichen Rebsorte basieren, dann drängt sich doch logischerweise (und nicht nur bei Neulingen) die Frage auf, wieso ihr Bukett, ihr Geschmack und selbst ihre Qualität so unterschiedlich sind.

Das "Geheimnis" liegt im Boden. Im Gegensatz zu einem verschnittenen Wein, wo der Winzer weitgehend entscheidet, welches Bukett und welchen Geschmack er seinem Produkt geben will, hat er nur wenig Einfluss auf die Qualität eines sortenreinenWeines, zumindest nach der Ernte - außer, natürlich, was die Lagerung betrifft. Viele der "neuen" Winzer fühlen sich davon angezogen, ihren Wein nicht durch Mischung "künstlich" zusammenzustellen, sondern sich von der Natur abhängig zu machen: von der Qualität ihres Bodens, den sie entsprechend pflegen und dem sie entsprechende - oft biologische - Nahrung zugeben, aber auch vom Klima, von der Regen- und Sonnenmenge, die ihr Wein erhält.

Manche Kritiker meinen, die Herstellung eines sortenreines Weines wäre einfacher als die Produktion eines Verschnitts, weil der Winzer sich nicht in der Kunst des Mischens auskennen müsste. Deshalb würden sortenreine Weine oft von Anfängern produziert. Die Anhänger der "neuen Schule" dagegen, die vorwiegend aus Jungwinzern und kleinen bis mittleren Gütern besteht, empfinden eher das Gegenteil: um die Natur dazu zu bringen, eine gute Rebe zu produzieren, brauchte es mehr als einige Kenntnisse im Verschneiden des Weines. Denn Verschneiden bedeute stets, den Wein künstlich zu verbessern, indem man die richtige Menge von der richtigen Rebe zusetzt. Bei sortenreinem Wein wäre dies nicht ausreichend: "Der Winzer muss fähig sein, die Zeichen der Natur zu erkennen, zu fühlen, was der Boden und die Pflanzen benötigen und bereit sein, nicht seinem eigenen, künstlichen Rhythmus zu folgen, sondern dem seiner natürlichen Umgebung."

In Frankreich ist die Herstellung von sortenreinem Wein seit den 80er Jahren geregelt. Um das Recht zu haben, seinen Wein "sortenrein" zu nennen, ist der Winzer verpflichtet, hundert Prozent der gleichen Rebsorte zu verwenden - im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, wo ein "sortenreiner Wein" bis zu 25 Prozent verschnitten sein darf. Europa konnte immerhin durchsetzen, dass die importierten amerikanischen Weine nur zu 15 Prozent verschnitten sein dürfen, wenn sie hier als sortenrein verkauft werden sollen.

Die Namen der sortenreinen Weine in Frankreich drücken in der Regel die Philosophie des Bodens aus, auf dem sie gewachsen sind. Sie werden oft nach dem Ort benannt, wo sie produziert wurden oder nach dem Weingut (was der Fall bei fast allen Burgunder-Weinen ist) - wogegen verschnittene Weine oft Fantasienamen tragen. Erst in letzter Zeit haben kleinere Weingüter, zum Beispiel im Languedoc, angefangen, ihren Wein nach der Rebe zu benennen, die benutzt wurde, sortenreiner Merlot, Syrah, Cabernet-Sauvignon...

Copyright: Sandra Winters

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen