Montag, 14. Oktober 2013

Viognier aus dem Languedoc - ein sortenreiner Wein, der aus dem Norden kam

Viognier als sortenreiner Wein: Condrieu und die Winzer aus dem Languedoc

Ursprünglich erzählte man die romantische Geschichte, wie der römische Kaiser Probus die Viognier-Rebe direkt aus Dalmatien ins Rhone-Tal brachte. Im Jahre 2004 kamen kalifornische Wissenschaftler jedoch auf die unromantische Idee, den Viognier genetisch zu untersuchen und stellten fest, dass er sehr wahrscheinlich aus den Alpen stammt. Vermutlich wuchs er zunächst als Wildpflanze im Rhone-Tal, bevor er "entdeckt" und kultiviert wurde.

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts war Viognier eine recht populäre Traube, auch wenn sie wenig geografische Verbreitung aufwies - sie wurde vorwiegend im Rhone-Tal angebaut. Doch dann kam die Phylloxera, und der erste Weltkrieg gab ihr den Rest. 1965 waren insgesamt gerade noch acht Hektar mit Viognier bepflanzt.

Das "Wunder", das die Viognier-Traube vor dem Verschwinden rettete, hieß Condrieu. Dieser Wein aus dem Rhone-Tal gilt als einer der besten Weißweine Frankreichs und ist gleichzeitig so selten, dass Liebhaber jeden Preis für einen guten Jahrgang bieten. Und das Interessante daran: Condrieu ist ein sortenreiner Wein, der ausschließlich aus Viognier hergestellt wird.

Als die Weinexperten den Condrieu entdeckten und er weltbekannt wurde, begann man sich auch für die Viognier-Traube zu interessieren. 1986 wurden allein für Condrieu schon 20 Hektar mit Viognier bepflanzt, und inzwischen ist er überall in der Welt verbreitet. In Australien ist er so beliebt, dass er fast 70 Prozent aller Weißweinpflanzungen beherrscht.

In Frankreich benutzte man ihn bis in die neunziger Jahre in Cuvées - außer natürlich in Condrieu, wo er weiterhin als sortenreiner Wein gekeltert wird. Man mischte ihn gerne mit Syrah, aber auch mit anderen Rebsorten des Rhone-Tals...

...bis er in den neunziger Jahren schließlich von den Winzern aus dem Languedoc "entdeckt" wurde. Hier kam man bald auf die Idee, die Viognier-Traube für sortenreinen Wein zu benutzen. Der Wein, den vor allem kleinere Winzer keltern, ist hervorragend, wenn er in seiner Feinheit auch nicht - so sagen zumindest gewisse Weinkritiker - an den Condrieu herankommt.

Trotzdem ist der sortenreine Wein aus der Viognier-Rebe ein extrem feiner, doch vollmundiger Weißwein. Sein Bukett ist sehr vielfältig und erinnert an Gartenblumen und Obstbäume. Er altert gut, aber er ist sehr anfällig auf Oxydation, deshalb sollte man ihn nicht der Luft aussetzen.

Diese Anfälligkeit im Alter ist wohl einer der Gründe, warum man ihn ursprünglich gern im Cuvée mit Syrah bereitet hat, einer Traube, die dem Reifungsprozess weitaus besser widersteht. Doch der Viognier hat einen großen Vorteil, den der Syrah nicht aufweisen kann: auch wenn Syrah im Süden gedeiht, so braucht er doch immer eine gewisse Menge an Wasser, um reifen zu können. Viognier dagegen, ist außerordentlich bescheiden. Er wächst auf den kargsten Boden und fühlt sich auch bei starker Trockenheit noch wohl.
Copyright: Sandra Winters

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen