Ein erstaunlicher Jahrhundertwein und der Einzug der Önologie in Bordeaux 1961
Ein erstaunlicher Jahrhundertwein und der Einzug der Önologie in Bordeaux 1961
Es war schon ein verrücktes Jahr, dieses Bordeaux 1961.
Obwohl der letzte Jahrhundertwein gerade mal zwei Jahre alt war, so liefen doch
viele Leute mit geschockter oder trauriger Mine herum - alle Leute, die in
Bordeaux etwas mit Wein zu tun haben, und das sind sehr viele… Denn das
Frühjahr sagte einen sehr schlechten Jahrgang Bordeaux 1961 voraus.
Ein Frühjahr, wo die Blüten auf den Weinstöcken erfrieren
- das ist selten im Süden von Frankreich. Und doch war es so in Bordeaux 1961:
etwa die Hälfte der Ernte war von vornherein verurteilt. Was konnte ein Jahr noch
bringen, wo man schon im Frühjahr wusste, dass nicht viel Wein heranreifen
würde… wenn er es überhaupt schaffen würde, heranzureifen.
Aber man hatte auch anderes zu tun, in diesem Jahr
Bordeaux 1961. Es war Zeit, mal so richtig über die Technik der
Weinverarbeitung nachzudenken. Der große Frost von 1956 hatte gezeigt, dass der
Mensch immer noch schwächer war als die Natur - und in diesem Frühjahr sah es
ganz so aus, als sollte sich diese schlechte Erfahrung wiederholen.
Andererseits hatte der Jahrgang 1959 mit seinem gelungenen Wein die Augen der
Welt zurückgerichtet auf Bordeaux und seine Weine. War es nicht eine Art von
Pflicht, den Ruf der Gegend durch eine moderne Weinverarbeitung zu
unterstützen.
So löste das Zusammenspiel von sehr guten und sehr
schlechten Jahren den Startschuss aus für eine neue Weinphilosophie in
Bordeaux. Man zählte nicht mehr nur auf die Natur, sondern auch auf die moderne
Technologie. Die ersten bekannten Önologen hielten ihren Einzug in Bordeaux.
Doch trotz allen bösen Voraussagen wurde der eisige
Frühling Bordeaux 1961 von einem herrlich heißen Sommer abgelöst. Die Blüten,
die nicht erfroren waren, entwickelten sich zu Trauben, die schnell reiften und
eine erstaunliche Fruchtigkeit entwickelten. Bei der Weinlese herrschte mildes,
klares Wetter, und man merkte schließlich, dass man es mit einem echten
Jahrhundertwein zu tun hatte. Seine Quantität war zwar gering - der Verlust im
Frühjahr war nicht wieder gut zu machen, aber seine Qualität war einzigartig…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen